Warum ich nur ungern mein Leben in vollen Zügen genieße – oder warum ich es hasse Zug zu fahren!
Heute, kurz vor Ostern, fünf Uhr morgens, der Wecker klingelt und wirft mich unsanft aus dem Bett. Ich muss heute nach Karlsruhe zu nem Meeting und mittags geht’s los.
Also Zug fahren von Berlin aus. Ab Ostbahnhof um zwanzig nach sechs, ICE, na wenigstens.
ICE fahren ist eigentlich ganz nett (ja, hier gilt „ganz nett ist die kleine Schwester von Scheiße“; Danke an Astrid und Sandra für die Aufklärung), wenn…
Ja wenn da nicht die anderen Fahrgäste wären!Und ausgerechtnet heute war es wieder einmal ganz fantastisch. Natürlich bereitet man sich vor, packt etwas zu trinken ein, kauf ein belegtes Brötchen; ok, zugegeben, in meinem Fall waren es zwei, eines davon ein Mettbrötchen mit Zwiebeln (ich liebe es, auch morgens schon vor acht).
Man nimmt sich vor was zu arbeiten, deswegen ja auch extra einen Tisch im „Technikabteil“ gebucht, da darf dann auch mal das Handy klingeln, weil man ja auch zum Arbeiten hier ist. Ich habe darauf geachtet, einen Zug zu buchen, der durchgehend ist, damit ich echt was weggearbeitet bekomme. Zur Sicherheit natürlich auch noch ein Buch dabei, damit man sich mal ablenken kann.
Oh, noch ein Vorteil beim Einstieg am Ostbahnhof: Der Zug startet hier und ist sauber und leer.
Alle Vorsätze und Ideen waren also ernsthafter Natur…Schnell wird mir aber klar, dass meine, vielleicht ja auch selbsterfüllende Prophezeihung wahr wird: Zug fahren ist Scheiße!
Erst steigt eine Frau mit Kleinkind ein und ich weiß, das wird laut. Na gut, Kleinkind geht ja noch. Ich bekomme mit, dass sie bis nach Österreich fahren wird. Das bedeutet auch, die kompletten sechs Stunden Kinderlgeschrei. Der Wurm fängt natürlich auch gleich nach der Abfahrt an zu schreien – ich wars nicht, ehrlich!
Viel schlimmer als das plärrende Kind, es schläft irgendwann erschöpft ein, ist, dass zwei Reihen weiter eine ältere Frau einsteigt, die schon einen komischen Eindruck beim Einstieg hinterlässt.Kaum, dass sie sich eingerichtet und hingesetzt hat stöpselt sie ihren MP3-Player in die Ohren und hört Musik, kein Problem.Asl sie aber anfängt mitzusingen wird’s kritisch. OK, ein Lied…“Angel“ von der Kelly Family glaube ich zuerkennen…..Und nochn Lied, Robbi Williams, denke ich vielleicht??Echt grausam. Ein Mitfahrer bittet die Frau, doch vielleicht ein bisschen weniger laut zu singen und sie wird direkt ziemlich laut und frech, kein Wunder, hat ja auch die Stöpsel im Ohr und laute Musik drauf. Übele Sache, die Frau schein ein wenig verwirrt oder so, singt aber nach dem „Zwischenfall“ mutner weiter.
Nach mehreren Liedern ist sie eingeschlafen. Gut so! Jetzt was arbeiten, aber promt kommt der kleine Wurm zum Eoinsatz und zeigt, dass er ja auch noch mit an Bord ist.
Ich entscheide mich ebenfalls für laute Musik aus meinem Iphone und gegen konzentriertes Arbeiten.
Jetzt noch für knapp drei Euro einen Kaffe gekauft und meine Reise geht weiter, unendlich wie mir scheint.
Naja, noch knapp zwei Stunden, dann ists auch wieder vorbei.
Aber mein Entschluss bleibt:
Ich hasse Zug fahren!!